Eine weitere spannende Juleica-Schulung für Engagierte in Selbstorganisationen junger Menschen mit Migrationsgeschichte geht zu Ende!
Vom 26. bis 30. Juli 2022 fand in Frankfurt am Main der Juleica-Kurs (Jugendleiter_innen-Kurs) des Projekts zusammen[ ]wachsen: Vielfältige Jugendarbeit stärken speziell für junge Engagierte in Organisationen junger Menschen mit Migrationsgeschichte mit insgesamt 12 Teilnehmer_innen statt. Die Teilnehmer_innen lernten und erlebten gemeinsam mit den Trainer_innen viele wichtige Inhalte und Methoden, die direkt in der eigenen Praxis als Jugendleiter_in angewandt werden können.
Gerne teilen wir einen kurzen Bericht von der Juleica-Schulung mit euch, den uns einer der Teilnehmenden zur Verfügung gestellt hat:
Tag 1: Den Tag haben wir mit einigen Aufwärm-, Namens- und Kennenlernspielen gestartet. es war also keine 0815-Vorstellung, sondern ein Kennenlernen, bei der man sich aktiv beteiligen musste. Im Anschluss haben wir (die Teilnehmer:innen) unterschiedlichste Aussagen gezeigt bekommen, welche mögliche Motivation für die Jugendarbeit sein könnten. Darunter waren auch Kontroverse Aussagen wie: „ich möchte mit macht umgehen lernen“. Zu zweit haben wir uns jeweils über diese Aussagen ausgetauscht, wodurch man zu interessanten Gesprächen gekommen ist.Dann ging es weiter mit der sogenannten Identitätsblume. Wir hatten die Aufgabe, unsere eigene Identität zu „definieren“ und haben verschiedene Facetten auf einzelne karten notiert, welche die Form einer Blume darstellten. Letztendlich ging es um die Frage: „Welche Kompetenzen sind für eine_n Jugendleiter_in wichtig?“. Wir haben in einer Gruppenarbeit herausgearbeitet, welche Eigenschaften von besonderer Bedeutung sind und konnten so von den unterschiedlichsten Erfahrungen der Gruppe profitieren. all in all: ein super Start mit einer super Truppe.
Tag 2: Nach einem Warm-up starteten wir den Tag mit einem sehr unterhaltsamen Quiz – das Thema: Rechte und Pflichten in der Jugendarbeit. Wir bildeten uns zu drei Gruppen mit jeweils 3-4 Personen und mussten zu unterschiedlichen Fragen Antworten geben. es gab insgesamt vier Kategorien: Aufsichtspflicht, Gegenstände, Jugendschutz und Sanktionen. Nach dem Quiz gab es zu diesem Thema (Rechte und Pflichten) eine kleine Vertiefung. Hier haben wir Themen wie elterliche Pflichten, Übertragung und Gewährleistung der Aufsichtspflicht behandelt.Es ging anschließend im Freien mit einem sehr spannenden Teil weiter: Entwicklungspsychologie und der Umgang damit. insgesamt haben wir zu fünf Altersgruppen nähere Einblicke erhalten: 3-6, 6-8, 8-12, 12-15 und über 15 Jahre. Wir haben gelernt, worauf die Kinder und Jugendliche in diesen Altersbereichen Wert legen, welche Bedürfnisse sie haben, was sie können und welche Art von Spielen oder Projekten für sie am geeignetsten sind.Darüber hinaus haben wir auch zu den jeweiligen Altersbereichen passende Spiele gespielt. Dadurch lernten wir neue Spiele kennen, welche wir mit den Kindern und Jugendlichen spielen können. all in all: ein sehr unterhaltsamer, abwechslungsreicher und selbstverständlich lehrreicher Tag.
Tag 3: Den dritten Tag haben wir wie die letzten Tage mit einem kleinen Warm-up gestartet und im Anschluss ein sehr ernstes Thema behandelt: Prävention sexualisierter Gewalt. Zu Beginn erhielten wir einen Fragebogen, auf dem unterschiedliche Situationen beschrieben waren. wir mussten individuell bestimmen, ob wir dies als eine sexualisierte Gewalt ansehen oder nicht. Im Anschluss haben wir uns in der großen Runde darüber ausgetauscht und den Unterschied zwischen Grenzverletzung und Übergriff gelernt. Nach der Runde erhielten wir einen Input über die Prävention sexualisierter Gewalt in der Jugendarbeit. Zu zu folgenden Themen haben wir Infos erhalten: Definition sexualisierter Gewalt, Zahlen und Fakten, Täter_innenstrategien, Anzeichen und Folgen, Prävention und das Vorgehen im Verdachtsfall. Nach diesem Block ging es weiter mit einem Rollenspiel. es wurden zwei Gruppen gebildet, deren Aufgabe es war, einen bestimmten Weg zu laufen. Problem: die Stadtkarte mit der Route hatte jeweils die andere gruppe, weshalb wir telefonisch kommunizieren und den richtigen Weg gegenseitig beschreiben mussten. Wir alle erhielten jeweils geheim eine Rolle, die bei einer Jugendgruppe immer wieder vorkommen könnte. Meine Rolle: der Motivierende – ich musste also immer die gruppe motivieren, dass wir die Aufgabe lösen können. Nach 1,5 unterhaltsamen Stunden waren wir fertig und es war schön, andere Perspektiven näher erleben zu dürfen. Es ging weiter mit einer Gruppenarbeit zu folgenden Themen: Partizipation, Demokratie in der Jugendarbeit / Politische Bildung und Prinzipien der Jugendverbandsarbeit. Jede Gruppe musste auf ihre eigenen Art und Weise das zugehörige Thema beschreiben. Unsere gruppe (Partizipation) hatte einen Quiz vorbereitet.Den Tag haben wir mit einem gemeinsamen Abend beendet, wobei diesmal nicht die Trainer_innen, sondern wir (die Teilnehmer_innen) diesen Abend gestaltet haben. es war ein Spielabend mit unter anderem Werwolf/Mafia. all in all: es war zwar der längste Tag (9-22 Uhr), jedoch waren auch heute die Erfahrungen unbezahlbar: ein weiterer super Tag.
Tag 4: Tag Nummer vier und wie immer starteten wir den Tag mit einigen Warm-up-Übungen. nachdem wir kurz über den gestrigen Tag reflektiert haben, ging es mit dem ersten großen block weiter: Diversität. Zu diesem Thema haben wir ein Rollenspiel gemacht: wir bekamen alle Zettel, worauf jeweils einige Informationen zu einer gewissen Person standen (eine obdachlose Person, ein Model, Student, taube Person,…). Wir haben uns nebeneinander gestellt und es wurden einige Fragen vorgelesen (werden deine Interessen von der Gesellschaft wahrgenommen, kannst du spät am Abend ohne bedenken raus gehen,…). Falls wir in unserer Rolle die Frage mit einem „ja“ beantworten konnten, mussten wir einen Schritt nach vorne machen. Am Ende befand sich jede Person unterschiedlich weit entfernt und wir haben anschließend darüber diskutiert, welche Hindernisse man in seiner Rolle begegnet und ob es Möglichkeiten zur Veränderung gibt. Danach diskutierten wir auch über die eigene Position in der Gesellschaft (Kopftuch, Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht,…). Einige Begriffe wurden dabei näher erläutert: Marginalisierung, Privilegien und Intersektionalität. Nun ging es weiter mit dem selben Thema; nur in Bezug auf die Jugendarbeit. wir haben uns in kleinen Gruppen Gedanken gemacht, wie wir in der Jugendarbeit Barrieren überbrücken können. Der wichtigste Aspekt, der sich am Ende herausstellte: eine offene Haltung zu haben, sprich: dass man Verständnis für andere Personen hat und im Vorfeld schon Veränderungen vornimmt, damit die Angebote von jedem wahrnehmbar sind. der nächste Block beschäftigte sich mit einer marginalisierten gruppe, den Kindern. In einer Art Kunstgalerie wurden die einzelnen Kinderrechte (Vereinte Nationen) bzw. Artikel ausgestellt. Wir sollten uns einen Artikel aussuchen und diesen malerisch schildern. Es ist wichtig, dass Jugendleiter_innen, aber auch Kinder ihre Rechte kennen: denn nur wer seine Rechte kennt, kann sie auch verteidigen. Es ging weiter mit dem Thema Gruppenphasen. Insgesamt sind fünf vorhanden: Orientierungs-, Machtkampf-, Vertrautheits-, Differenzierungs- und Trennungsphase. Nachdem wir die genaueren Definitionen gelernt haben, erhielten wir puzzleteile, worauf ein gewisses Merkmal stand, welches wir zu einem der fünf Phasen zuordnen mussten. Im letzten Teil machten wir im Freien Workshops zum Thema Kommunikation und Moderation. Wir bildeten uns zu vier Gruppen, die sich jeweils mit einem anderen Thema befasst haben: Moderation in Gruppen, Methoden der Moderation, Planung einer gruppenstunde und Kommunikation mit Kindern. Nachdem wir im Anschluss den Tag reflektiert und Feedback gegeben haben, endete der vierte tag. all in all: es war ein wirklich sehr abwechslungsreicher Tag, wodurch mir viele Sachen bewusster wurden.
Tag 5: Tag Nummer fünf und somit der letzte Tag. Nach einem Warm-up und einem kurzen Rückblick zu gestern starteten wir mit dem Thema Kommunikation. hierzu haben wir eine etwas ungewohnte Übung gemacht: Wir bildeten uns zu zwei Gruppen und hatten jeweils einen Trainer, der die Rolle eines Aliens gespielt hat. Sprich: sie konnten nicht reden und für sie war alles ungewohnt. vor den „Aliens“ war jeweils ein Teller mit Brot, ein Messer und Nutella vorhanden. Die Aufgabe bestand darin, dem Alien lediglich durch Worte dazu zu beizubringen, das Brot aufzuschneiden und Nutella mit dem Messer zu schmieren. Es war nicht einfach, da der Alien alles schwer verstand. Durch diese Übung wurde uns bewusst, dass wir bei solchen schwierigen Situationen immer geduldig bleiben müssen und es wichtig ist, dass man klare Formulierungen nutzt. Ebenso lernten wir somit die Bedeutung von learning by doing: erst wenn man eine Sache/Aufgabe/… selber macht, kann man es auch am besten verstehen (Aufgabenverteilung in der Jugendarbeit). Anschließend ging es weiter mit der Konfliktanalyse. wir lernten die neun Eskalationsstufen nach Friedrich Glasl und ebenso fünf Konfliktlösungen. Um das wissen auch anwenden zu können, bildeten wir Gruppen, die jeweils eine Situation „erhalten haben“. anhand eines Rollenspiels mussten wir darstellen, wie wir bei einem Konflikt zwischen beispielsweise zwei Kindern reagieren würden. Mit einem Eisberg-Modell wurde uns zudem verdeutlicht, dass bei einem Konflikt einiges von außen nicht wahrnehmbar sein kann: Bedürfnisse, Vorerfahrung, Stress, Wünsche und die emotionale Lage. Und dann ging es auch schon so langsam zum Ende. wir kamen zusammen und haben die Möglichkeit erhalten, Themen anzusprechen, worüber wir noch offene Fragen haben. Anschließend gab es einige Feedback- „varianten“: zum einen konnten wir anonym dem Organisationsteam mitteilen, was uns alles gefallen und nicht gefallen hat. zum anderen haben wir alle uns gegenseitig kleine Nachrichten geschrieben, die wir dann in Briefumschläge getan haben (für jeweils jede Person). Zu aller Letzt gab es noch eine offene Feedback-Runde. Und somit endete die fünftägige Juleica-Schulung… all in all: Die letzten Tage waren eine unglaublich wertvolle Erfahrung. viele neue Jugendliche, viele neue Methoden, viele neue Übungen und viel Wissen konnte ich durch diese Schulung erlernen. Ich hoffe sehr, dass ich durch das ganze Wissen eine professionelle Jugendarbeit leisten kann und kann wirklich jedem empfehlen, der/die ehrenamtlich aktiv ist, an solch einer Schulung teilzunehmen.
Die nächste Jugendleiter_innenschulung des Projekts findet vom 25. bis 29. Oktober 2022 in Kassel statt. Anmeldungen sind ab sofort hier möglich.